Hausmittel? Das ist doch alles nur Placebo…
Begegnen dir auch manchmal Menschen mit Skepsis wenn du erzählst, dass du dich und deine Familie mit Kräutern oder traditionellen Hausmitteln bei Krankheiten unterstützt? Immer wieder kommt das Argument: Das ist doch nur Placebo. Wie soll denn X (hier wahlweise: Zwiebel, Lavendelöl oder das jeweilige Mittel deiner Wahl einsetzen) bei Schnupfen helfen können?
Ein spannendes Thema: Placebo
Viele Zutaten aus der Hausmittel-Schatzkiste sind bis heute nicht wirklich tiefgreifen beforscht, manche Inhaltsstoffe von Pflanzen und Zutaten doch, aber selten ist letztgültig geklärt warum das eine oder andere Mittelchen aus Mamas Rezeptfundus hilft. Dass Hausmittel aber helfen, lindern und für Besserung sorgen, erlebe ich aber fast jeden Tag.
Meine Gedanken drehen sich auch daher in letzter Zeit sehr viel um die Wirkung von Placebos. Also Stoffen die verabreicht oder angewandt werden, die aber keine (nachgewiesene) Wirkung haben.
Dazu wird auf wissenschaftlicher Ebene viel geforscht und immer mehr Mediziner und Neuro-Wissenschaftler vertreten die These, dass wir Menschen uns so zu sagen „gesund denken“ können. Wie ein Fakir der über Scherben geht, kann durch die richtige Wortwahl, Zuwendung und Hilfestellung, unser Hirn etwa Schmerzen schneller vergessen oder als weniger stark wahrnehmen.
Wir pusten den Schmerz einfach weg…
Besonders bei Kindern hat wohl jeder schon mal beobachtet, dass eine Schramme schnell vergessen ist, sobald wir uns Zeit genommen haben die Blessur zu sehen, die Unfallgeschichte zu hören und ein schönes Pflaster auf der Wunde klebt.
Was hat aber nun geholfen? Der Wundreinigungsspray? Die Salbe die Oma stets auf Schrammen aller Art gibt? Das Pflaster, die Bilder drauf? Oder die Aufmerksamen und die lieben Worte die bei der Wundversorgung gewechselt wurden?
Worte und Taten
Vieles deutet darauf hin, dass wohl Beides gemeinsam die perfekte Mischung ergibt.
Ein Arzt etwa, der sich im Gespräch mit dem Patienten aufmerksam, zugewandt und positiv zeigt, hat eine höhere Chance darauf den Patienten zu „heilen“ – oder ihm Linderung zu verschaffen. Einfach ausgedrückt.
Bei schweren Erkrankungen…
…kann Zuwendung alleine keine ausreichenden Effekte erzielen, klar.
Aber speziell bei den kleinen Wehwehchen im Familienalltag ist das Ernstnehmen der Beschwerden durch die Personen die man am meisten liebt, unersetzbar wichtig.
Hoffnung und Vertrauen
Die Wissenschaft spricht vom sogenannten „Weißkitteleffekt“ wenn es darum geht, die Wirkung von verabreichten Stoffen durch das kompetente Auftreten des Behandlers zu verstärken. Nun müssen wir Eltern aber keine Krankenhauskleidung tragen um unserem Kind zu vermitteln:“ Ich weiß was ich hier mache, ich kann dir helfen.“
Das menschliche Gehirn schüttet nämlich Endorphine aus, wenn es den Eindruck gewinnt, das kompetent geholfen wird. Diese Endorphine wiederum sind körpereigene Substanzen die Morphium sehr ähnlich sind. Der Schmerz wird also tatsächlich gelindert, wenn eine kompetente, einfühlsame Person sich um mich kümmert!
Mehr zum Thema Rituale und hilfreiche Gedanken beim Gesundwerden findest du auch in diesem Artikel.
Spannende Experimente
An der Stanford University wurde ein Experiment dazu gemacht: Nach einem kleinen Stich mit einer Histaminspritze, die lokal leichte allergische Reaktionen hervorrief, wurde eine Gruppe Patienten von Ärzten versorgt die sich zugewandt und optimistisch zeigten „Das wird gleich besser werden“ und eine Salbe drauf. Die zweite Gruppe wurde formal ebenso behandelt, allerdings ohne Blick- und Körperkontakt, ohne aufmunternde Worte. Das Ergebnis, wir Eltern wissen das auch ohne Studie, die Patienten die freundlich und optimistisch behandelt wurden, hatten viel rascher keine Schmerzen mehr.
Für mich als Mama und Anwenderin von Hausmitteln ist daher klar: Die Kombi aus heilenden Zutaten und heilenden Worten ist unschlagbar!
Glaube versetzt Berge…
Wenn Mama am Krankenbett überzeugt darlegt, dass das Majoranöl am Näschen rasch Linderung bringen wird, dann fällt es dem Kind leichter dies auch wahrzunehmen. Oder umgekehrt: Gibst du deinem Kind Hustensaft während du laut darüber nachdenkst wie sinnlos doch diese Hustensäfte sind, blockierst du in dem Moment die Möglichkeit deines Kindes eine Besserung zu Erwarten. Und Erwartungshaltung gegenüber einer Behandlung ist immens wichtig für die Wirksamkeit.
Haben wir als Erwachsene eine Ärztin der wir vertrauen, die sich Zeit nimmt und Vorgänge erklärt, dann vertraut man auch auf ihre Entscheidungen, hat Vertrauen in die gewählte Behandlung und erwartet Besserung. Hast du das schon mal so erlebt?
Auch ausgesprochene Befürchtungen können die Wahrnehmung des eigenen Zustandes verschlimmern. Dein Kind erbricht zum 3. Mal in einer Stunde? Dein inneres Auge sieht euch schon in der Krankenhaus-Ambulanz? Du tust gut daran, deinem Kind diese Befürchtungen nicht zu zeigen. Denn was es jetzt braucht, ist ein Erwachsener der standhält. Der aus- und durchhält. Der sicher ist: bald ist das Gröbste vorbei, der Körper entledigt sich der aufgenommenen Nahrung, dann beruhigt sich die Situation ganz schnell.
Vertrauen wecken
Zurück zu den Hausmitteln: Wenn du beim ersten Halswickel, den ersten Zwiebelsocken oder Wadenwickeln noch unsicher bist, spüren deine Kinder instinktiv, dass du nicht ganz sicher bist, ob du auch alles „richtig“ machst. Schon bei der nächsten Gelegenheit (und die kommt bei den Kindern ja meist recht schnell) kannst du auf deine Erfahrungen zurückgreifen und trittst selbstsicher auf. Dein Kind wird deine Sicherheit spüren, es weiß, es ist in guten Händen.
Du strahlst Sicherheit aus!
Das ist übrigens DER GRUND warum ich meinen Onlinekurs entwickelt habe. Eltern die überzeugt darlegen können, dass sie die Anwendung „gelernt“ haben, sich ausführlich in einem Kurs beschäftigt haben und genau wissen was sie hier machen, treten ihrem Kind gegenüber mit größerem Selbstvertrauen auf.
Das spüren die kleinen Patienten und fühlen sich geborgen und gut aufgehoben. Und wie die moderne Forschung zeigt, ist das nicht nur schön, sondern trägt auch zur rascheren Genesung bei.
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